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Metamorphosis

HABIMA FUCHS, THOMAS HELBIG, RENAUD JEREZ, KRIS LEMSALU, MARY-AUDREY RAMIREZ

Ausstellungslaufzeit: 04. März bis 27. Mai 2017

Kurator der Ausstellung: Zdenek Felix

Teilnehmende Institutionen:
KAI 10 | Arthena Foundation (04. März bis 27. Mai 2017)
Galerie Guido W. Baudach, Berlin (10. März bis 15. April 2017)
Galerie SVIT, Prag (05. Juni bis 09. Juli 2017)

Metamorphosis ist eine Kooperation von KAI 10 | Arthena Foundation, Düsseldorf, der Galerie Guido W. Baudach, Berlin, und der Galerie SVIT, Prag. Die Ausstellung findet an drei Standorten statt und zeigt Werke von fünf internationalen Künstler*innen aus fünf europäischen Ländern.

Der Titel Metamorphosis geht auf die um 8.n.Chr. von dem römischen Autor Ovid in Hexametern verfasste gleichnamige mythologische Dichtung zurück. Erzählt werden Geschichten von den Verwandlungen der Götter, Heroen, Menschen, Pflanzen und Tieren. Zum Leitmotiv des in fünfzehn Gesänge gegliederten Buches wählte Ovid die Idee des essentiellen Übergangs von einem Zustand in den anderen und verarbeitete dabei griechische und römische Mythen und Sagen, um sie in epische Bilder zu transformieren. Seine dichterischen Erzählungen enthüllen das Schicksalhafte von Begegnungen zwischen der göttlichen und irdischen Welt, dessen Wirkung sich weder Mensch noch Natur, weder das Außerirdische noch das Terrestrische entziehen können. Mit unterschwelliger Ironie und nicht ohne Humor schildert Ovid die Bestimmungen des menschlichen Daseins als Folge gegenseitiger Verflechtungen aller Lebewesen und Götter und schafft die poetische und zugleich dramatische Fiktion einer allumfassenden kosmischen Ordnung.

Für die an der Ausstellung Metamorphosis teilnehmenden Künstler*innen spielen die Beziehungen zwischen dem Göttlichen und dem Weltlichen eine eher geringe Rolle. Umso mehr aber sind sie in ihren Werken mit den Verwandlungen von Formen, Materialien, Körpern, Ideen und Substanzen beschäftigt.

Die tschechische Künstlerin Habima Fuchs (*1977, Ostrov, Tschechien), die mit eigentlichem Namen Astrid Sourkova heißt, ist Bildhauerin, Zeichnerin, Performerin und Installationskünstlerin. Ihre Aufenthaltsorte wechseln zwischen Tschechien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien, eigentlich führt sie das Leben der Kulturnomadin. Der Spannweite der Territorien, in denen sie sich bewegt, entspricht die Breite von Themen, mit denen sie sich befasst. Sie schöpft ihren Stoff aus Mythen und Legenden unterschiedlicher Herkunft, wobei es in der Hauptsache geistige Inhalte sind, die ihre Arbeit beeinflussen. Tiere wie Katzen, Löwen und Tiger gehen mit Menschen in Fuchs' keramischen Objekten metamorphotische Verbindungen ein. Im Zyklus Daimonion beispielsweise treten Mischwesen auf, deren Körperteile abwechselnd tierischer und menschlicher Herkunft sind, ähnlich wie bei den Kentauren in der griechischen Mythologie. So wie die wilden Kentauren die Kraft und Sinnlichkeit der Natur symbolisieren, deuten die „Dämonen“ von Fuchs auf die spirituellen Kräfte hin, aus denen der Mensch durch die unmittelbaren, meditativen Kontakte zur Natur schöpfen kann.

Thomas Helbig (*1967, Rosenheim, Deutschland) ist deutscher Maler, Zeichner und Bildhauer. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in München und am Goldsmith's College in London. In seinen Gemälden erscheinen unbestimmte Gebilde, die zwischen realen und abstrakten Formen angesiedelt sind, in Wirklichkeit jedoch eigenständige Embleme mit starker symbolischer Ausstrahlung darstellen. Sie tauchen, als vage Erscheinungen mit Bezug zur wahrnehmbaren Welt, aus dem Unbewussten auf. Zu Beginn seiner Karriere als Maler nutzte Thomas Helbig das Potential der Moderne, um mit deren Formvokabular zu spielen und es zugleich zu dekonstruieren. Dagegen zeigen seine collagierten Skulpturen der letzten Jahre eine andere Art der Transformation des gewählten Ausgangsmaterials. Sein Repertoire stammt aus dem Fundus der ausrangierten, weggeworfenen Dinge, aber auch aus den Regalen der Dekoabteilungen von Warenhäusern, die kitschige Skulpturen aus Kunststoff feilbieten. Helbig mischt und verbindet diese disparaten Elemente zu neuen Formen, die sich wie verschlüsselte Botschaften aus einer rätselhaften Gegenwelt präsentieren.

Der französische, in Berlin und Los Angeles lebende Künstler Renaud Jerez (*1982, Narbonne, Frankreich) hat sich in den letzten fünf Jahren einen Namen als Autor merkwürdiger Installationen und beunruhigender Skulpturen aus Metall, Draht, Bleirohren, Kabeln und anderem industriellen Material gemacht. Aus diesen gebrauchten Dingen schafft er seltsame Figuren und Roboter, die an Gestalten aus fremden Galaxien in Science-Fiction-Filmen erinnern. Oft scheint ein Hauch der Verwesung umher zu schweben, so suggestiv gemahnen Jerez' Figuren an mumifizierte, biologisch entleerte Überreste menschlicher Kreaturen, an Zeugnisse ferner Zivilisationen, deren Spuren nur in Gräbern und an geheimen Orten zu finden sind. Man fragt sich, ob diese Androiden und Untoten nicht eher auf die apokalyptische Zukunft als auf die Vergangenheit der Welt verweisen? Auf alle Fälle konfrontiert uns der materialisierte Schrecken der Installationen von Jerez mit dem dystopischen Modell einer verkehrten Evolution, in der sich die Erzeugnisse des Menschen verselbstständigen und in eine eigene Anti-Welt verwandeln.

Die estnische Künstlerin Kris Lemsalu (*1985, Tallinn, Estland) ist Bildhauerin, Keramikerin und arbeitet in den Medien Installation und Performance. Nach einem Studium an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn vervollständigte sie ihre Ausbildung an den Kunstschulen in Kopenhagen und Wien. In den letzten Jahren machte sie auf sich aufmerksam mit mehreren Performances wie jener anlässlich der Frieze in New York 2015, bei der sie, unter einem riesigen keramischen Schildkrötenpanzer liegend, mehr als drei Stunden lang ausharrte. Zu sehen waren nur ihre nackten Füße, Hände und ein Haarschopf, die einen provokanten Kontrast zur Schwere des Panzers der fiktiven Schildkröte bildeten, eine anschauliche Metapher der Verwandlung von Mensch zu Tier und vice versa. Die aufsehenerregende, öffentliche Vorführung war gleichsam als Manifest der Einsamkeit, Isolation und Verdrängung des Individuums innerhalb der heutigen Gesellschaft und speziell des Kunstbetriebs lesbar. In anderen Werken beschäftigt sich Kris Lemsalu mit Metamorphosen des Körpers und dessen biologischen und energetischen Prozessen, wobei sie ihren direkten psychischen und physischen Einsatz zum Kriterium ihrer Arbeit macht.

Die aus Luxemburg stammende und in Deutschland lebende Künstlerin Mary-Audrey Ramirez (*1990, Luxemburg, Luxemburg) studierte Multimedia bei Thomas Zipp an der Universität der bildenden Künste in Berlin. Im Zentrum ihres Interesses stehen skulpturale Arbeiten und Installationen. Für ihre zweidimensionalen Bilder entwickelte sie eine besondere Technik: Mit Hilfe einer Nähmaschine schafft sie lineare Gebilde, die zunächst spontan und frei entstehen und sich im Laufe des Nähens in lesbare Figurationen verwandeln. Es sind rätselhafte, von Menschen und Tieren bevölkerte Szenerien, deren Gestalten ineinander fließen, sich verbinden, um im nächsten Augenblick ihre Form zu ändern. Mit schwarz-weißen aber auch mit farbigen Fäden entwickelt Ramirez eine bedrohliche Welt, in der Angst, Gewalt und Aggression herrschen. Die Menschen scheinen den Tieren unterworfen zu sein, oder sie schlagen zurück. Diese düsteren Szenarien werden teils ironisch-spielerisch gebrochen und ins Märchenhafte überführt. Dem Hang zur Ironie begegnen wir auch in den dreidimensionalen Arbeiten der Luxemburgerin, wie beispielsweise in der Skulptur eines Ameisenbären, der mit seiner langen Zunge den Hintern einer unter ihm turnenden Performerin berührt, ein verkehrtes Bild der Metamorphose von traumatischen Vorstellungen und Wünschen beider Geschlechter.

Ausstellungsansichten

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